Zeitleiste

1973

Abzug der letzten US-Truppen aus Vietnam

Auf Druck der kriegsmüden amerikanischen Öffentlichkeit zieht die US-Regierung ihre Truppen aus Vietnam ab und überträgt die Verantwortung für den weiteren Kriegsverlauf vollständig auf ihre südvietnamesischen Verbündeten [1]

30. April 1975

Ende des Vietnamkrieges

Nordvietnamesische Truppen erobern die Südvietnamesische Hauptstadt Saigon und einen das Land nach Jahrzehnten des Bürgerkrieges unter kommunistischer Flagge. [2]

11. April 1980

Vertragsarbeiter-Abkommen

Die DDR schließt ein Abkommen mit der Sozialistischen Republik Vietnam, um Vertragsarbeiter*innen anzuwerben, die den Arbeitskräftemangel ausgleichen sollen. Viele folgen dem Aufruf, um ihre Familien im kriegsgebeutelten Land finanziell zu unterstützen. Bis zum Ende der DDR lebten und arbeiteten rund 60.000 Vietnames*innen der DDR. [3]

09. November 1989

Fall der Berliner Mauer

Mit dem Fall der Berliner Mauer und dem Ende der DDR waren viele vietnamesischer Vertragsarbeiter*innen nun ohne Bleibeperspektive. Ihr Aufenthaltsstatus wurde mit der Wiedervereinigung nicht geklärt. Viele gingen zurück in die Heimat. Je nach Schätzungen blieben 16.000 [4] bis 21.000 [5] im wiedervereinigten Deutschland.

17. – 23. September 1991

Rassistische Pogrome von Hoyerswerda

Rechtsextreme Jugendliche greifen ein Asylbewerberheim an, in dem ehemalige Vertragsarbeiter*innen und Geflüchtete aus Mosambik und Vietnam leben. Hunderte Schaulustige und Sympathisanten heizen die Stimmung an. Nach fast einer Woche werden die Bewohner des Heims evakuiert.

22. – 26. August 1992

Rassistische Pogrome von Rostock Lichtenhagen

Nachdem geflüchtete Roma und Sinta aus Osteuropa aufgrund von fehlenden Aufnahmeplätzen wochenlang vor der zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber (ZAst) auf einer Rasenfläche campieren, beginnen zahlreiche Rechtsextreme zu randalieren. Nachdem die Geflüchteten evakuiert wurden, entlädt sich die Gewalt auf das Nachbargebäude, in dem rund 100 Vietnames*innen leben. Rechtsextreme Gewalttäter werfen unter dem Beifall tausender Schaulustiger Brandsätze in das Gebäude. Die Einwohner können sich über das Dach in das Nachbargebäude retten. Die Polizei schafft es erst nach vier Tagen, die Ausschreitungen zu beenden.

17. Juni 1993

Geänderte Bleiberechtsregelung tritt in Kraft

Erlass der letzten DDR-Regierung zum Aufenthaltsstatus von ehemaligen Vertragsarbeitnehmer*innen vom 13. Juni 1990 tritt am 17. Juni 1993 in Kraft. Inhalt der Regelung. Die Aufenthaltsbefugnis war ein Aufenthaltstitel nach dem seit 1991 geltenden Ausländergesetz der Bundesrepublik Deutschland. Sie bedeutete die Erteilung eines auf höchstens zwei Jahre befristeten und mit Vorbedingungen verbundenen Aufenthaltes. Die geänderten Regierungsverträge mit Vietnam, Angola und Mosambik und die letzten Entscheidungen der DDR-Behörden vom Juli 1990 liefen darauf hinaus, die arbeitslos gewordenen oder vor der Entlassung stehenden VertragsarbeiterInnen mit finanziellen Anreizen zum Verlassen der DDR zu bewegen. Ausreisewillige erhielten eine Abfindung von 3.000 Mark (der DDR, später Deutsche Mark), eine Ausgleichszahlung in Höhe von 70 Prozent der letzten drei Monatslöhne und ein Flugticket nach Vietnam. In den Einigungsvertrag wurden die Änderungsverordnung und die Abfindungsregelungen übernommen. Regelungen für jene, die dauerhaft bleiben wollten, gab es jedoch noch nicht. [6]

1995

Arbeitskreis gegen Fremdenfeindlichkeit stellt Forderungen an Bundesregierung und Länderregierungen, Bleiberechtsregelungen nachzubessern

Der Arbeitskreis forderte
die Anerkennung der tatsächlichen Aufenthaltsdauer der ehemaligen Vertragsarbeiter in der
DDR, um die Erteilung unbefristeter Aufenthaltsgenehmigungen zu ermöglichen. [7]

1. November 1997

Gesetz zur Änderung ausländer- und
asylverfahrensrechtlicher Vorschriften

Noch verbliebene vietnamesische  Vertragsarbeiter*innen bekommen eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung.

7. August 1964
1973
30. April 1975
11. April 1980
9. November 1989
17. – 23. September 1991
22. – 26. August 1992
17. Juni 1993
1. November 1997
Bis Heute

7. August 1964

Tonkin-Resolution

Die USA greifen nach dem „Tonkin-Zwischenfall“ in den Vietnamkrieg ein und fliegen Luftangriffe auf Nordvietnam. Der Bürgerkrieg zwischen Nord- und Südvietnam wird somit zu einem Stellvertreterkrieg im Kontext des Kalten Krieges. Washingtons Ziel ist die Ausbreitung von Kommunismus in Südostasien einzudämmen, indem ein Sieg des kommunistischen Nordens verhindert wird. [1] Menschen in den bombardierten Regionen fliehen entweder mit ihren Familien oder schicken ihre Kinder und ihre Ältesten in sichere Gegenden. [2] Viele der späteren Vertragsarbeiter*innen werden in diese Zeit hineingeboren und erleben die Kriegsgeschehnisse mit. In Vietnam wird der Konflikt „Amerikanischer Krieg“ genannt.

1973

Abzug der letzten US-Truppen aus Vietnam

Nach Jahren des Kriegseinsatzes und eines phasenweisen Abzugs, zieht die US-Regierung ihre Truppen auf Druck der kriegsmüden amerikanischen Bevölkerung endgültig ab und überträgt die Kriegsverantwortung auf ihre südvietnamesischen Verbündeten. Die Luftschläge auf den Norden hören damit auf. Kriegshandlungen gehen weiter. Um die Pattsituation aufzulösen, führt Nordvietnam eine Großoffensive gegen den Süden. [3]

30. April 1975

Ende des Vietnamkrieges

Nordvietnamesische Truppen erobern die Südvietnamesische Hauptstadt Saigon und einen das Land nach Jahrzehnten des Bürgerkrieges unter kommunistischer Flagge. Die sozialistische Republik Vietnam wird ausgerufen. Der Krieg kostete je nach Schätzung 2 bis 3 Millionen Vietnames*innen das Leben.

Hunderttausende Menschen fliehen in der Folgezeit aus Angst vor der neuen Regierung oder aus wirtschaftlichen Gründen über das Südchinesische Meer aus dem verwüsteten Land. Viele dieser sogenannten Boat People sterben dabei. [4] Die Bundesrepublik Deutschland nimmt rund 38 000 von ihnen als Kontingentflüchtlinge auf. Sie bilden im Westen Deutschlands eine vietnamesische Community, die unabhängig von den Vertragsarbeiter*innen in der DDR existiert. [5]

11. April 1980

Vertragsarbeiter-Abkommen

Die DDR schließt ein Abkommen mit der Sozialistischen Republik Vietnam ab, um Vertragsarbeiter*innen anzuwerben, die den Arbeitskräftemangel ausgleichen sollen. Viele folgen dem Aufruf, um ihre Familien im kriegsgebeutelten Vietnam finanziell zu unterstützen. Bis zum Ende der DDR lebten und arbeiteten auf dieser Grundlage rund 60.000 Vietnames*innen der DDR. [6]

9. November 1989

Fall der Berliner Mauer

Mit dem Fall der Berliner Mauer und dem Ende der DDR waren viele vietnamesische Vertragsarbeiter*innen nun ohne Bleibeperspektive. Ihr Aufenthaltsstatus wurde mit der Wiedervereinigung nicht geklärt. Viele gingen zurück in die Heimat. Je nach Schätzungen blieben 16.000 [7] bis 21.000 [8] im wiedervereinigten Deutschland. Viele machen sich selbstständig, um ihren Lebensunterhalt und Aufenthalt zu sichern.

17. – 23. September 1991

Rassistisches Pogrom von Hoyerswerda

Eine zunehmend rassistische Stimmung im Nachwendedeutschland führt zu vielen rassistischen Übergriffen. Rechtsextreme Skinheads und Neonazis greifen in Hoyerswerda ein Asylbewerberheim an, in dem auch ehemalige Vertragsarbeiter*innen und Geflüchtete aus Mosambik und Vietnam leben. Hunderte Schaulustige und Sympathisant*innen heizen die Stimmung an. Nach fast einer Woche werden die Bewohner*innen des Heims evakuiert. [9]

22. – 26. August 1992

Rassistische Pogrome von Rostock Lichtenhagen

Geflüchtete Sinti*zze und Rom*nja aus Osteuropa sind gezwungen, aufgrund fehlender Aufnahmeplätze wochenlang vor der zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber (ZAst) auszuharren. Rechtsextreme beginnen, die Geflüchteten und das Gebäude, sowie Polizei- und Rettungskräfte anzugreifen. Hunderte Gleichgesinnte aus der Region und auch aus anderen Teilen Deutschlands reisen an, um sich an den Ausschreitungen zu beteiligen. Nachdem die Geflüchteten evakuiert werden, entlädt sich die Gewalt auf das Nachbargebäude, in dem rund 100 ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiter*innen leben. Die Gewalttäter*innen werfen unter dem Beifall tausender Schaulustiger Brandsätze in das Gebäude. Die Einwohner*innen können sich über das Dach in das Nachbargebäude retten. Die Polizei schafft es erst nach vier Tagen, die Ausschreitungen zu beenden. [10]

17. Juni 1993

Geänderte Bleiberechtsregelung tritt in Kraft

Ein Erlass der letzten DDR-Regierung zum Aufenthaltsstatus von ehemaligen Vertragsarbeitnehmer*innen vom 13. Juni 1990 tritt am 17. Juni 1993 in Kraft.

Er erlaubt eine Erteilung der Aufenthaltserlaubnis für höchstens zwei Jahre, die an ein regelmäßiges Einkommen gebunden ist.

Ausreisewillige erhielten eine Abfindung von 3.000 D-Mark, eine Ausgleichszahlung in Höhe von 70 Prozent der letzten drei Monatslöhne und ein Flugticket nach Vietnam. Regelungen für jene, die dauerhaft bleiben wollten, gab es jedoch noch nicht. Viele Vietnames*innen lebten so von Aufenthaltsgenehmigung zu Aufenthaltsgenehmigung. [11]

1. November 1997

Gesetz zur Änderung ausländer- und asylverfahrensrechtlicher Vorschriften

Noch verbliebene vietnamesische  Vertragsarbeiter*innen bekommen nach Jahren der Ungewissheit eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung. [12]

Bis Heute

Heranwachsen der neuen Generationen

Ehemalige Vertragsarbeiter*innen gründen in den 90ern Familien und ziehen ihre Kinder in Deutschland auf. Die zweite Generation an Deutschvietnames*innen oder auch Vietdeutschen wächst hier mit den kulturellen Einflüssen aus dem vietnamesischen Elternhaus und der deutschen Umgebung auf. Viele von ihnen sind mittlerweile im Erwachsenenalter und haben selbst Familien gegründet, so dass die vietdeutsche Community bereits in die dritte Generation geht.